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Konflikte und Fragilität

Konflikte und Fragilität

Einige wichtige Faktoren, die die gegenwärtige sozialökonomische und sozialpolitische Lage in Lesotho geprägt haben, sind sicher: 

  • die wechselvolle Geschichte von der Wanderung der Bantu-Stämme nach Süden vor 2000 Jahren, die zu kriegerischen Auseinandersetzungen der Stämme untereinander und mit den Zulus führte und verheerende Hungersnöte zur Folge hatte, aber auch die nationale Einheit förderte,
  • das Vordringen der europäischen Siedler im 19. Jahrhundert mit der Folge kolonialer Fremdbestimmung bis zu Erlangung der nationalen Unabhängigkeit im 20. Jahrhundert,
  • die geographische Lage innerhalb des südafrikanischen Staatsgebietes und die Auswirkungen der Apartheid-Politik und nicht zuletzt
  • die weit verbreitete Armut, deren Bekämpfung auch auf Grund innerpolitischer Konflikte und des Mangels an verantwortungsbewusster Regierungsführung (Good Governance) schwacher Regierungen erschwert wurde.

Wenn auch die Geschichte von Lesotho den Menschen gelehrt hat, wie wichtig Einheit und ethnische Identität für Freiheit und nationale Unabhängigkeit sind, so sehr ist heute der innere Frieden durch fehlenden inneren Zusammenhalt der Gesellschaft gefährdet. Dazu trägt nicht nur die Armut bei, sondern auch das Misstrauen gegenüber politischen Kräften. Die Erinnerungen an den ersten Staatsstreich 1971 und die blutigen politischen Auseinandersetzungen 1998 schafften Misstrauen, und "bittere politische Erinnerungen an die Vergangenheit werden in persönlichen Rachegelüsten…. umgesetzt" (Quelle: Odendaal 2000).

Andries Odendaal geht in seiner lesenswerten Analyse der politischen und sozialen Konflikte auch auf die Rolle der Kirchen in Lesotho ein, die teils versucht haben, die traditionellen Systeme in ihre Liturgie und Kirchenpraxis zu integrieren, ohne sie zu verteufeln, teils aber auch durch politische Einflussnahme Konfliktstoff in die Gesellschaft hinein trugen. Dies wird an der unterschiedlichen politischen Favorisierung der politischen Parteien durch die christlichen Kirchen in der Vergangenheit deutlich, mit Folgen u.a. für das Bildungssystem und soziale Hierarchien. Doch bereits im Jahr 2000 bot die katholische Kirche auch Vermittlungsgespräche der Kirchen (Mediatoren) im internen Streit zwischen den Parteien an. Sie lassen hoffen, dass das Vertrauen auf eine konstruktive Rolle der Zivilgesellschaft gestärkt und so mehr Stabilität in Lesotho geschaffen wird.

Trennlinien entlang Ethnien, Sprache, Religion und Probleme mit Minderheiten gibt es in Lesotho nicht. Kämpfe, zum Teil auch sehr blutige, fanden zwischen den Klans statt. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen, im Zusammenhang mit Revolten und Staatsstreichen im vergangenen Jahrhundert, bedrohen allerdings den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft, weil politische Auseinandersetzungen immer noch in persönliche Drohungen und Angriffe ausarten.

Die Wahlen 2012, die ersten, die einen demokratischen Wechsel zur Folge hatten und im Ergebnis von allen Akteuren akzeptiert wurden, waren ein ermutigendes Zeichen für eine positive Entwicklung der Gesellschaft. Jedoch folgten erneut Auseinandersetzungen zwischen den politischen Eliten und auch die vorgezogenen Wahlen 2015 führten nicht zu ihrer Beilegung. Die andauernden politischen Machtkonflikte wirken sich auch auf die soziale Lage aus. Denn für eine nachhaltige Reduktion der Armut und einer Eindämmung der HIV-Ausbreitung bedarf es auch einer stabilen Regierung. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt noch immer in extremer Armut (weniger als 1 Dollar täglich) und nach Schätzungen ist jeder vierte Erwachsene mit dem HI-Virus infiziert. Die hohe HIV-Infektionsrate ist in erster Linie für die niedrige Lebenserwartung verantwortlich. Ebenfalls liegt mit 51 je 1000 Geburten die Säuglingssterblichkeitsrate hoch. (Quelle: CIA World Factbook & UNDP)

Soziale Trennlinien verlaufen heute eher entlang von reich und arm, denn die ökonomische Benachteiligung der Landbevölkerung gegenüber der Stadtbevölkerung ist groß. Entsprechend hoch ist die ungleiche Einkommensverteilung. Diese soziale Ungleichheit ist auch für die hohen Kriminalitätsraten mitverantwortlich. 
Die traditionelle Basis der Basotho war das Klanwesen mit ihren Chiefs an der Spitze. Auch heute noch üben sie einen großen Einfluss auf die Gesellschaft aus, doch mit dem Aufbau lokaler staatlicher Strukturen wird ihre Bedeutung reduziert. Deshalb versucht das Land, die Rolle der Klans neu zu definieren.

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